Über den Umgang mit Ärger

„Sich grün und blau ärgern bringt auch nicht mehr Farbe ins Leben“, sagte Walter Ludin und trotzdem ärgern wir uns über verspätete Züge, über „freche“ Kunden, über die Politik, über den Chef, über den Kollegen, über … Und dann gibt es noch die Menschen, die ich „Müllvermehrer“ nenne. Die ärgern sich und kommen dann, um dir den Ärger vor die Füße zu knallen und bei dir abzuladen.

Im Pausenraum einer Firma könnte es sich dann ungefähr so abspielen:

„Also ich kann dir sagen, heut Morgen hat mir so ein A… die Vorfahrt genommen. Die Autofahrer heutzutage sind ja alle so rücksichtslos!“ Daraufhin meint die Kollegin, dass das ja noch gar nichts sei, gegen den Typen, der ihr gestern den Parkplatz vor der Nase weggenommen hat. Unverschämt!!

Hier passiert dann folgendes: Es schaukelt sich richtig auf. Und in Nullkommanix sind zwei oder mehrere Menschen in einem schlechten Zustand. Und diesen sieht man ihnen an. Das kann man am Gesichtsausdruck erkennen, an dem Tonfall der Stimme, an der Körperhaltung. Und der nächste Kollege oder Kunde bekommt noch die Reste der schlechten Laune ab.

Was bringt uns das eigentlich, wenn wir uns ärgern und an diesem Zustand festhalten? Nichts, ja genau – gar nichts. Aber wir tun es trotzdem.

Wie können wir besser mit dem Ärger umgehen. Was passiert, dass wir uns ärgern?

Der Entstehungsprozess von Ärger vereinfacht dargestellt:

Bedürfnis nach Rücksichtnahme wird nicht erfüllt →  Primärgefühl man fühlt sich verletzt – will ich nicht fühlen, weil der andere doch „schuld“ ist  →  Urteil über den anderen – „So ein Idiot“ führt zu →  Sekundärgefühl „Ärger“

Meist haben wir es nicht gelernt, mit so einer Situation richtig umzugehen. Also das auszusprechen, was gerade ist – den Auslöser für die Situation zu benennen ohne zu bewerten. Für die meisten ist es schwierig, Menschen und deren Verhalten in einer Weise zu beobachten, die frei ist von Verurteilung, Kritik oder anderen Formen der Analyse.

Marshall B. Rosenberg beschreibt dies in seinem Buch “Gewaltfreie Kommunikation” folgendermaßen:

In einer Schule, wo er arbeite gab es Kommunikationsprobleme unter den Kollegen und mit dem Direktor. Er sollte helfen, diese Probleme zu lösen. Er eröffnete das Meeting mit der Frage an die Lehrer: „Was tut der Direktor? Durch welche Handlung gerät er in Konflikt mit Ihren Bedürfnissen?“ „Er hat eine große Klappe“ war die umgehende Antwort.

Er hatte nach Beobachtbarem gefragt und eine Bewertung – Interpretation erhalten.

Wenn wir eine Beobachtung mit einer Bewertung vermischen, können andere leicht Kritik hören und wehren das ab, was wir sagen wollen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir wissen müssen, welches Bedürfnis in diesem Moment gerade zu kurz kommt. Denn es sind die nicht ausgesprochenen Bedürfnisse, die vom anderen verletzt werden. Das heißt, wenn ich mich ärgere, dann frage ich mich, welches Bedürfnis habe ich in dieser Situation  und ist nicht erfüllt worden?

Im Falle des zuvor angeführten Beispiels im Gespräch der beiden Kollegen, könnte es das Bedürfnis nach Rücksichtnahme gewesen sein. Nun kann man in diesem Fall auch keine Rückmeldung, kein Gespräch darüber führen. Der andere Autofahrer ist ja nicht verfügbar für ein Gespräch. Umso wichtiger ist es, mich nicht darüber aufzuregen. Es war so, Punkt. Was bringt es, mich darüber zu ärgern oder die schlechte Stimmung, die ich daraus habe, weiter zu verbreiten? Nichts. Null. Also lasse ich es gleich bleiben.

Wenn es Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung gibt, dann kann ich es ansprechen. Marshall Rosenberg hat dafür ein sehr einfaches Modell entwickelt. Das 4-Stufen-Modell.

1. Wahrnehmen, was ist
In dem ich anspreche, was ich sehe, höre

2. Mein Gefühl ausdrücken
Was macht die Situation mit mir, wie fühle ich mich gerade

3. Mein Bedürfnis ausdrücken
Was ist mir in diesem Zusammenhang, in dieser Situation wichtig

4. Mein Wunsch/Meine Bitte an den anderen
Darum wünsche ich mir von dir….

Es ist einfacher in einem kurzen Gespräch zu klären, was mir gerade wichtig ist, als den ganzen Tag mit meinem Ärger rumzulaufen.

Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen, ich bin gerne für Sie da! Es ist Ihr Leben und das ist zu kurz, um schlechte Gefühle zu haben.

Herzlichst Ihre Ulrike Horky

Mehr Infos finden Sie auf www.ulrike-horky.de oder schreiben Sie mir eine E-Mail: mail@ulrike-horky.de.

 

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